Wasserstoff als neue Perspektive für Erdgasspeicher

Berlin /Essen (energate) - Umgerüstete Erdgasspeicher werden künftig eine wichtige Rolle beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft spielen. Davon zeigte sich Michael Kohl, Kaufmännischer Geschäftsführer des Speicherbetreibers RWE Gas Storage West, bei der Online-Veranstaltung "Megatrend Wasserstoff" überzeugt. Großes Potenzial sieht Kohl vor allem für die beiden Salzkavernenspeicher in Epe und Xanten, für die RWE Gas Storage West Kapazitäten hält. Dies hätte nicht zuletzt auch die jüngste Untersuchung von Agora Energiewende zu möglichen Ankerpunkten für ein Wasserstoffnetz gezeigt. Die Studie hatte unter anderem unter Berücksichtigung von Speichermöglichkeiten vier Korridore identifiziert, die als Ausgangspunkte für ein Wasserstoffnetz infrage kommen (energate berichtete). Dabei hätte sich gezeigt, dass die "höchste Wasserstoffnachfrage aus der Industrie in der Nähe der beiden Speicher" sei, so Kohl. Der Geschäftsführer sieht deswegen sogar noch ein Ausbaupotenzial für die vorhandenen Speicher.

Nutzung von Porenspeichern nicht wirtschaftlich

Aber nicht nur die Standorte sprächen für eine Nutzung der beiden Speicher in einem künftigen Wasserstoffnetz. Auch technisch seien die Salzkavernen gut für die Vorhaltung von Wasserstoff geeignet. Denn das Steinsalz ist von Natur aus gasdicht, auch für Wasserstoff. "Da kann man eigentlich schon einen Haken dran machen", sagte Kohl. Bei Porenspeichern sehe die Sache dagegen anders aus. "Hier muss jeder Speicher individuell auf die Gasdichtigkeit der Gesteinsformationen geprüft werden", erklärt Kohl. Denn der Wasserstoff könne mit bestimmten Flüssigkeiten oder Restgasen in den Poren stofflich reagieren. Sodass nach der Ausspeicherung eine aufwendige Aufbereitung notwendig wäre, weshalb die Wirtschaftlichkeit fraglich ist.

Speicherzyklen werden sich verändern

Dennoch ganz ohne Anpassung lassen sich auch die Salzkavernen nicht zur Wasserstoffspeicherung nutzen. Denn im Vergleich zur Erdgasspeicherung werden sich vor allem die Speicherzyklen verändern, erklärt Kohl. Während es derzeit lange Ein- und Ausspeicherzyklen von etwa drei Monaten gibt, würden beim Wasserstoff die Umschläge deutlich kürzer, weil mit der volatilen Erneuerbaren-Erzeugung neben saisonalen auch tägliche Schwankungen ausgeglichen werden müssten. "Die Geschwindigkeit des Ein- und Ausspeicherns müsste sich deutlich erhöhen und die Kapazitäten ausgebaut werden", so Kohl. Zudem weise Wasserstoff eine geringere Kompressibilität auf, es passt also weniger Arbeitsgas in den Speicher. Die zur Verfügung stehende Speichermenge reduziert sich auf etwa 70 Prozent im Vergleich zu Erdgas, sagt der Geschäftsführer.

Die RWE Gas Storage West mit Sitz in Essen betreibt und vermarktet laut eigenen Angaben fünf Untergrund-Erdgasspeicher mit einem Arbeitsgasvolumen von rund 1,7 Mrd. Kubikmetern. Neben RWE bereiten sich auch andere Speicherbetreiber bereits auf eine Wasserstoffwirtschaft vor. Die Oldenburger EWE will in einem Projekt am Standort Rüdersdorf einen Salzkavernenspeicher auf seine Wasserstofftauglichkeit testen (energate berichtete). /ml

Link: https://www.energate-messenger.de/news/210066/wasserstoff-als-neue-perspektive-fuer-erdgasspeicher

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